EUROP�ISCHES MEDIA ART FESTIVAL OSNABR�CK
Bilderschlachten", hei�t die Ausstellung, die zeitgleich mit dem diesj�hrigen europ�ischen Media Art Festival Osnabr�ck (22.26.4.) er�ffnet wurde und noch bis Oktober l�uft. Anschaulich zeigt sie die �bersetzung, Verfremdung und Instrumentalisierung von Kriegshandlungen f�r Methen - �ber einen Zeitraum von 2000 Jahren, mit Schwerpunkt freilich auf den immensen M�glichkeiten der audiovisuellen Methen. Eine Bilderschlacht ist auch das Gewinnervideo: Istvan Kantors "(The Neverending) Operetta", ein w�stes, w�tendes Pamphlet gegen die Wohnsituation des Filmemachers in Toronto, Vermieter im Allgemeinen, die Stadt und den Kapitalismus; ein Ineinander von Agitprop, Performance und altmodischer Videokunst, hergestellt mit sympathisch-schamfreier Totalhingabe des ungarischst�mmigen Kanadiers und seiner Familie.
�hnlich direkt und eindringlich gibt sich auch der Gewinner des diesj�hrigen "Deutschen Experimentalfilmpreis" : "Painting Paradise" von Barbara Hlali versucht genau, was der Titel suggeriert: die H�lle der allt�glichen Gewalt in Bagdad mittels grober Farbstriche zu �bermalen, zu besch�nigen und wegzuretuschieren im urspr�nglichen Sinn um schlie�lich bewusst daran zu scheitern. Auch der "Dialogpreis" ging an eine politische Metapher: "In Transit" von Lida Abdul ist eine poetische Beobachtung afghanischer Kinder, die ein Flugzeugwrack der US-Navy scheinbar wie einen Drachen steigen lassen. Diese Preistr�ger spiegeln weniger die aktuelle Situation im Grenzbereich zwischen Experimentalfilm und Videokunst wider, den Osnabr�ck abdecken will; in Abgrenzung zu Oberhausen, wo man traditionell mehr zum Experimentalfilm tendiert, und zur Transmediale, die eher zur Videokunst neigt. Sie setzen vielmehr Zeichen gegen das rein Ornamentale oder Selbstbezogene, das sich hier wie auch an den anderen genannten Orten immer wieder zeigt. Gleichzeitig schl�gt gerade Kantors Video eine Br�cke zu den vielen spielerischen Werken, die mehr oder weniger offensichtlich mit gegenw�rtigen und vergangenen experimentellen Techniken umgehen.
Rund 2.400 Einreichungen sind in diesem Jahr in Osnabr�ck eingegangen, wie in Oberhausen mit steigender Tendenz; ein Zehntel schaffte es ins Programm. Nicht nur auf dem "Media Campus", der speziellen Sektion f�r Studentenprojekte, sondern auch im Wettbewerb gab es viele Hochschulproduktionen, die sich teilweise wie ein Studentenulk ausnahmen, teilweise wie eine in Co-Produktion entstandene Big-Budget-Finger�bung, etwa die interessanten Filme des alaskast�mmigen Reynold Reynolds. Alfred Rotert, neben Hermann Noting und Ralf Sausmikat seit Jahren der dritte des Osnabr�cker Leitungs-Triumvirats, beobachtet tats�chlich einen Zuwachs auf diesem Gebiet und sieht vor allem die Hochschulen in Braunschweig und Offenbach in einem ungeahnten Aufwind.
Insgesamt herrschte auf dem EMAF reizvolle Vielfalt: Kontemplation neben Narration, Animation neben Kompilation. Nach Trends gefragt, sieht Rotert weniger inhaltliche als formale: "Reduzierung der Farbigkeit, keine Miniaturisierung mehr zu ganz kurzen Formaten" - der Hype der Handyfilme scheint vorbei, ebenso wie der Internet-Festivals. Es sei nach wie vor "etwas Besonderes", f�r ein "richtiges Festival" ausgew�hlt zu werden und den Werken dort die M�glichkeit einer "klassischen Pr�sentation im Kino" zu geben. Deshalb zeigen Osnabr�ck wie Oberhausen ihre Musikvideo-Sektion selbstverst�ndlich im Kino - auch wenn in Oberhausen soeben festgestellt wurde, dass dieses Genre gerade in Deutschland im Grunde tot sei. Dar�ber hinaus fiel auf, dass momentan gerne YouTube-Filme recycelt und neu zusammengef�gt werden, mit ironischem Abstand etwa in "Copy Cat" oder "I like", nachdenklicher via Verwendung vorgeblich echter T�ne vom Krieg in "Shooting Locations". Zugleich steigt die Zahl der Video-Installationen, vor allem jener Zwitter, die im Museum wie im Kino gezeigt werden k�nnen. "In Transit" z�hlt dazu. Ein Projekt, das nur als Performance denkbar ist, war im Rahmen des Media Campus zu sehen: Die franz�sische K�nstlerin und Kuratorin Anne Roquign projizierte w�hrend eines Workshops mit Stutherenden Texte, Bilder und Sounds aus dem Netz, vor allem aus YouTube, auf drei W�nde und verwob sie neu - dank wechselnder "Netjays", die simultan an mehreren Netbooks arbeiteten. Durch die zeitgleiche Konfrontation diverser Bilderwelten ver�nderten diese st�ndig ihre Wertigkeit.
Das EMAF sieht sich in seinem Metier traditionell auch als Ort der Positionsbestimmung und der Diskussion, gerade vor dem Hintergrund seiner universit�ren Vergangenheit. So gab es, auf die Stadt verteilt, Kongresse und Vortr�ge zu "Kunst und Krise", zu einem (weiteren) israelisch-pal�stinensischen Kunstprojekt, zur Darstellung und Archivierung von Videokunst und zu den "Bilderschlachten", der parallelen Ausstellung. Oliver Rahayel
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